Und nun mit etwas zeitlicher Verzögerung die Lösung der letzten Wochenendaufgabe:
Stellung 1:
Mario Matous
(1979)
Weiß am Zug hält Remis
1.Tf4+!
Weiß muss sein Heil in Schachgeboten suchen, denn 1.Tg1? scheitert natürlich an 1..Ld3+! 2.Kh6 Lb1-+ und der a-Bauer ist nicht mehr zu stoppen.
1...Ke7 1...Ke6 macht keinen Unterschied.
2.Te4+
Da f1 gedeckt ist, muss Weiß munter weiter Schach geben.
2...Kxf7 3.Te1! Ld3+ 4.Kh8! Hier ist es ganz entscheidend, dass Weiß in die Ecke läuft - wir erinnern uns an seine Rettungsidee: Patt!
4...Lb1
(s. großes Diagramm rechts)
Was nun? Der a-Bauer ist nach wie vor nicht aufzuhalten, 5.Txb1? verliert wegen 5...axb1=T! und weitere Schachgebote bringen auch nichts ein.
5.Te5!!
Diese studienarige Wendung rettet Weiß. Es droht 6.Te5-a5, weshalb Schwarz verwandeln muss, doch Dame und Läufer ergeben Patt, während ein Springer zu wenig im Gewinnsinne ist. Bleibt also nur:
5...a1T 6.Ta5!= Ein wunderschönes Schlussbild, der soeben verwandelte Turm auf a1 kann dem Tausch nur mit 6...La2 entrinnen, doch dann ist der weiße König außer Mattgefahr und 7.Ta7+ befreit ihn endgültig aus der Ecke. Ein bekanntes Remisendspiel ist entstanden.
Stellung 2:
Mario Matous
1. Preis, hm ts69 (1975)
Weiß am Zug gewinnt
Der etwas überraschende Lösungszug dieser harten Nuss ist 1.Dc8!! Deckt sämtliche Schachgebote der schwarzen Dame und droht das tödliche Abzugsschach 2.Le7++-.
Verführerisch, aber unzureichend ist 1.Dd6+? Kg8 2.gxh7+ Kh8 3.Lxa5 und jetzt darf Schwarz nicht direkt die Damen tauschen (3...De6+?? 4.Dxe6 fxe6 5.Kg6!+-), sondern muss einfach weiterspielen: 3...Dc8 4.Lb4 Sb6 5.Dxb6 Dg4= und Weiß kommt nicht weiter.
1...Kg8! Eine findige Verteidigung. Dagegen verliert 1...Sc7 2.Le7+ Kg8 3.gxf7++-.
2.Lc7! Noch so ein unglaublich schwieriger Zug. Die Gewinnidee dahinter ist faszinierend und wird im folgenden ersichtlich. Wieder reicht 2.gxh7+? Kh8! nur zum Remis.
2...Dxc8 (2...Sxc7 3.gxf7++-)
3.gxf7+ Kh8 (3...Kf8?? 4.Ld6# - nach 2.Lb6?? geht dieses Matt nicht mehr, da die Dame das Feld c5 deckt, 2.Lc7!! ist daher der einzige).
4.Le5!!
(s. großes Diagramm rechts)
Was für ein Abzugsschach nun droht. Schwarz kann sich nicht bewegen, der König kann nicht, der h-Bauer darf nicht ziehen (4...h6/h5 5.Kg6#) und ein Damenschach, z.B. 4...De6+??, hilft nur dem Weißen bei der Ausführung seiner Idee: 5.Ke7+ mit Matt im Nächsten.
4...Dc5!? Schwarz kann noch kämpfen. Nun ist plumpes Schachgeben zu wenig, z.B. 5.Ke6+?? Dxe5+! 6.Kxe5 Kg7-+. Man beachte auch, dass die Dame von c5 aus das Feld f8 überdeckt.
5.Lb2!! Hopp oder topp - nur dieser Zug gewinnt, alles andere verliert! Warum 5.La1?? nicht geht, wird am Ende klar werden.
5...Sc7!? Immer noch verteidigt sich Schwarz hartnäckig weiter, nun hat nämlich der weiße König kein Feld mehr und kann vorerst nicht abziehen. Aber Schwarz ist gebunden und kann keine seiner Figuren mehr bewegen (außer dem a-Bauern). Bei Weiß ist es der Läufer, der zwischen a1 und b2 pendeln muss. Alles läuft also auf einen Tempokampf zwischen diesen beiden Akteuren hinaus - die anderen Figuren schauen nur wie gebannt zu - was für eine Dramatik!
6.La1
(s. großes Diagramm rechts)
Ein unglaublich spannungsgeladenes Bild. Von acht Figuren können gerade zwei ziehen, ohne dass die Stellung kippt - ein beiderseitiger Zugzwang wie aus dem Bilderbuch!
Der Schluss ist forciert und endet dank weiser Voraussicht im 5. Zug mit einem weißen Sieg.
6...a4 7.Lb2 a3 8.La1
(wäre nun Weiß dran, müsste er verlieren!)
8...a2 9.Lb2 a1=D 10.Lxa1
und der Zugzwang entscheidet, z.B.:
10...Sd5+ 11.Ke6+ Sc3 12.Lxc3+ Dxc3
13.f8=D#
(s. kleines Diagramm links)