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Am vergangenen Sonntag kam es im Buchener Hotel "Prinz Carl"  zum Spitzenkampf in der badischen Oberliga zwischen dem  Tabellenführer und realistischerweise zwei Spielzage vor Saisonschluss feststehenden Meister und Aufsteiger in die Zweite Bundesliga, den  Schachfreunden  Bad Mergentheim, und dem zweiten Bezirksvertreter  in der höchsten badischen Liga, dem  SC BG Buchen, zu einem sehr spannenden und äußerst zuschauerfreundlichen Wettkampf, der nach echtem Derbycharakter 4:4 endete,

wobei das Resultat  letztendlich für die Gäste aus der Kurstadt etwas schmeichelhaft war. Somit führen die SF Bad Mergentheim die Tabelle mit 13:3-Mannschaftspunkten weiterhin ungefährdet vor dem punktgleichen Verfolgertrio  SK Ettlingen, OSG Baden-Baden III und dem SC BG Buchen mit jeweils 10 Mannschaftspunkten an.

Die Gäste traten mit drei Großmeistern und vier Internationalen Meistern  bärenstark an, was in der badischen Oberliga  erstmalig der Fall war und vollkommen neue Maßstäbe setzte. Die Gäste, deren Spieler  schachlich sechs verschiedenen Nationen (!)angehörten, brachten damit im Durchschnitt des Teams 2370 DWZ-Punkte (=Deutsche Wertungszahl) gegenüber den Buchener Gastgebern von 2245 auf die Waage, was schon Welten sind. Insgesamt waren unter  den 16 anwesenden Akteuren acht verschiedene Nationalitäten vertreten  und es verbreitete sich im Saal "Baden-Württemberg" eine prickelnde internationale Atmosphäre. Die Buchener wehrten sich ihrer Haut, standen nach etwa zwei  Stunden in keiner Partie schlechter und konnten sich Hoffnungen machen, nachdem man bei der Verlesung der Teamaufstellungen eher dachte, die Niederlage in Grenzen halten zu müssen.

Am Spitzenbrett hatte Buchens ungarischer  IM Miklos Galyas mit den schwarzen Steinen den großmeisterlichen Gegner Vyacheslav Ikonnikov ständig im Griff und man hatte am Ende den Eindruck, dass IM Galyas am Ende etwas mehr Spielanteile hatte. An Brett 2 gab es für die Gastgeber die einzige Niederlage: IM Henryk Dobosz setzte dem GM Valery Kozakowsky (Litauen)  zwar schwer zu, doch der wusste  zu entgegnen,  holte schließlich mit sehr tiefgründigem Spiel und seiner großen Klasse den vollen Punkt. An Brett 3 hatte Buchens IM Amadeus Eisenbeiser mit Schwarz gegen den IM  Fy Antenaina  Rakotomaharo - er gilt als hoffnugsvolle Nachwuchstalent aus Madagaskar und besitzt bereits eine internationale Wertungszahl von 2484, was fast schon Großmeisterstärke entspricht - ebenfalls eine aktive Stellung erarbeitet, in der Weiß dann bereitwillig in das Unentschieden einwilligte. 

Die absolute Sensation gelang an Brett 4 Buchens FM Arndt Miltner, der bilderbuchmäßig mit Weiß den für Mergentheim spielenden tschechischen Großmeister Petr Neuman überspielte und in konsequentem Angriffsstil den vollkommen verdienten Punkt beeindruckend und mehr als überraschend zum Ausgleich einfuhr. Sehr  kampfesfreudig zeigte sich IM Zoltan Hajnal (Brett 5), der mit den schwarzen Figuren  den Gästespieler IM Timothe Razafindratsima (Frankreich) richtiggehend ansprang. IM Hajnal  hätte aus seiner Position heraus zu jeder Zeit das Remis erzwingen können, doch er wollte mehr und der Versuch sah zwischenzeitlich sehr vielversprechend aus; letztendlich teilte man aber auch hier den Punkt. Dies war übrigens die einzige Paarung, in der die Wertungspunkte ungefähr ausgeglichen waren, an allen anderen Bretter lagen die Wertungszahlen der Kurstädter deutlichst höher.

Sehr souverän holte FM Gerhard Junesch (Brett 6) für Buchen  gegen den favorisierten IM Alexander Gasthofer das Unentschieden und ließ dabei keinerlei Gegenchancen zu. Auch an den beiden hinteren Brettern zeigten die Außenseiter Bernhard Greis und Karlheinz Eisenbeiser überraschend gute Leistungen. Greis hatte mit Schwarz IM Viktor Gasthofer positionell zurückgedrängt, jegliche Aktivitäten unterbunden und den IM in große Zeitnot gebracht, so dass diesem sein "IM-Bonus" für die Punkteteilung etwas Hilfestellung leistete. Karlheinz Eisenbeiser hatte den Mergentheimer Mannschaftsführer Johannes Raps in der Eröffnung vollkommen überspielt, nutzte allerdings seine Chancen nicht, so dass Raps wieder  zu gewinnträchtigem Gegenspiel kam. Doch mit sehr originellen Zügen blieb die Stellung dynamisch und auch diese Partie endete unentschieden. Auffällig war, dass an den letzten vier Brettern die Remisangebote alle von Seiten der Gäste kamen, was etwas über die sich  leicht auf Buchener Seite befindlichen Stellungsvorteile aussagt.