Und hier die Lösung zur vergangenen Wochenendaufgabe "Problemlösen nach dem Ausschlussprinzip":

 

Stellung 1: Planicev - Bagirow (Banja Luka, 1976)

 

  Schwarz am Zug

 

Es scheint, dass 1...Kb8 sofort verworfen werden kann wegen 2.Tb5, die Drohung 3.Sd7+ kostet Schwarz vermeintlich eine Figur. Doch bei genauerer Betrachtung findet man das trickreiche 2...Tc1+ 3.Kf2 Tc5! Nun ist 4.Txc5? ganz schlecht wegen 4...Sxd3+ und 5...Sxc5-+, während auf Rückzüge des Turms einfach 4...Tc7 folgt.

Dagegen gelangt Weiß nach dem deutlich schwächeren 1...Sc6? nahe ans Remis: 2.Sd7 Sb8 3.Ta1+ (3.Se5 Tc7 4.Tf1 f5.5.Sxg6= ist auch möglich) 3...Kxb7 4.Tb1+ Kc7 5.Sxb8 Ta2 6.Tf1 Kxb8 (6...f5 7.Te1 Kxb8 8.Txe6=) 7.Txf7 mit guten Remischancen.

 

In der Partie wählte Wladimir Bagirow die richtige Fortsetzung:

1...Kb8! und nach 2.h3 Tc7 3.Tb4 Sc6 4.Tc4 (4.Tb6 Ka7) 4...Kxb7 verwertete er schließlich erfolgreich seinen Materialvorteil.

Wichtig war hier zu sehen, dass 1...Kb8 eben doch möglich ist. Sieht man das nicht und schließt folglich auf 1...Sc6 als einzige spielbare Fortsetzung,

verschenkt das den Sieg, der sich bei genauer Kalkulation finden lässt.

 

 

 

Stellung 2: S.Isenegger, 1951

 

Hier muss der Leser zunächst einige nacheliegende Möglichkeiten ausschließen, die mit verschiedenen Königszügen verbunden sind.

 

Das direkte 1.g7? scheitert an 1...Le6+! 2.Kxe6 Kxg7!= und es ist das bekannte Endspiel Läufer + falscher Randbauer entstanden, in dem Schwarz bereits in der Ecke ist.

Den Läufer zu befreien geht auch nicht: 1.Lg8? und wieder 1...Le6+! 2.Kxe6 Kxg6=.

1.Kf8? Lf5 2.Kf7 Ld7 ist nur Zugwiederholung und bringt Weiß nicht weiter, während 1.Kf6? Le8 2.h4 Lxg6! 3.Lxg6 in ein Patt mündet.

 

Es macht ferner keinen Sinn, mit dem h-Bauern zu marschieren (Weiß wird diese Tempozüge noch dringend benötigen!), daher bleibt als einzige Möglichkeit noch 1.Kg8! macht sich auf den Weg in die Ecke und unterstützt von dort das Umwandeln des g-Bauern. Schwarz hat die Wahl:

1...Lf5 2.g7 Lxh7+ 3.Kh8 und nun befindet sich Schwarz in unangenehmem Zugzwang, es bleibt lediglich 3...Kg6 und nun 4.h4! Kh6 5.h5+-

(s.Diagramm unten)

 

Das muss man gesehen haben! Die eigentliche Schönheit der Studie offenbart sich nun allerdings in folgender Nebenvariante, nämlich wenn Schwarz 1...Le6+ wählt. Der Weg verläuft analog, bloß das Weiß nun noch einen Zug mehr machen muss, da Schwarz auch in zwei Zügen mit seinem Läufer nach f5 geht, also: 2.Kh8 Lf5 3.h3!! Nur so! Nun geht es weiter wie oben: 3...Kg6 4.h4 Kh6 5.h5+-, am Ende landen wir wieder bei der Diagrammstellung mit Schwarz am Zug und im Zugzwang - Weiß gewinnt!