Problemlösen nach dem Ausschlussprinzip

 

Was ist der fundamentale Unterschied zwischen einem Menschen und einer Maschine? Natürlich die Rechenkapazität. Aus diesem Grund überflügeln bereits unscheinbare Netbooks mit ihren Leistungen den menschlichen Computer im „Oberstübchen“ des Schachspielers.

 

Doch oft ist es auch gar nicht nötig, eine Vielzahl von Zügen zu berechnen, wenn denn der Verzweigungsgrad gering und damit die Verästelungen im Variantenbaum ausbleiben. Dann lässt sich schon mal nach dem Ausschlussprinzip die einzige spielbare Fortsetzung finden. Als Trainingsmethode findet sich dieses Vorgehen beim russischen Toptrainer Mark Dworetski wieder, der es als „process of elimination“ beschreibt. Das „Eliminieren“ von unbrauchbaren Zügen reduziert dabei manches Mal die Zahl der infrage kommenden Kandidaten auf exakt 1. Dann fällt die Entscheidung auch nicht mehr schwer und man kann – vorausgesetzt die Berechnungen stimmen – schnell und effektiv gute Züge spielen.

In der Praxis taugt diese Methode zwar nicht immer, grade wenn Stellungen einfach zu unübersichtlich und komplex sind, wie dies im Mittelspiel häufig der Fall ist.

Es kann aber durchaus mal vorkommen – v.a. im Endspiel – dass das Ausschlussprinzip zum Ziel führt.

 

Als Übung und auch zum Genießen schöner Motive dienen folgende Stellungen, die die aktuelle Wochenendaufgabe bilden:

 

Stellung 1: Planicec – Bagirov Banja Luka, 1976

 

Schwarz am Zug

 

Schwarz hat einen Bauern mehr und will auf Gewinn spielen, doch zunächst muss er sich um den gefährlichen b7 von Weiß kümmern.

 

Dazu kommen zwei mögliche Züge in Betracht – 1...Kb8 oder 1...Sc6.

 

Einer von beiden scheidet relativ schnell aus, der andere lässt Schwarz gute Siegchancen. Bei genauer Berechnung (Achtung, genau hinsehen!) sollte die richtige Wahl nicht schwerfallen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Stellung 2: S.Isenegger (1951)

 

Studien eignen sich besonders gut, um das Ausschlussprinzip zu üben und die Variantenberechnung zu verbessern. Oft sind sie jedoch recht schwierig und es gilt viele Motive und Ideen zu finden. Daher eher im fortgeschrittenen Bereich anwendbar.

 

Die folgende Stellung eignet sich aufgrund ihrer Einfachheit aber fast für alle Niveaus von Spielern und macht aufgrund ihrer Schönheit auch noch eine Menge Spaß:


Weiß am Zug gewinnt

 

Wie soll man den g-Bauern durchbringen? Man prüfe zunächst das sofortige 1.g7? und suche dann nach Verbesserungen. Macht es Sinn, den h-Bauern laufen zu lassen? Und wie bekommt man den Lh7 heraus? Wenn das alles nicht geht, muss vermutlich der weiße König woanders hin...

 

 

Genug der Tipps. Viel Spaß beim Bearbeiten der Aufgaben!