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Am 3. Spieltag der badischen Schach-Oberliga trafen im Topspiel die beiden verlustpunktfreien Mannschaften von OSG Baden-Baden II und dem SC BG  Buchen aufeinander, das die Odenwälder nach hartem Kampf mit 3:5 in der Kurstadt verloren.

 

 

 

Die Baden-Badener mit zehn deutschen Meistertiteln in jüngster Folge ausgestattet gelten als Krösus und Bayern München im deutschen Schach: im Kader stehen u.a. der Weltmeister Carlsen, der indische Ex-Weltmeister Anand sowie die amtierende Nummer 2 der Weltrangliste: Fabiano Caruana aus den USA. Deren zweite Mannschaft ist in der vergangenen Saison überraschend aus der Zweiten Liga in die Oberliga abgestiegen, was jetzt sofort mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln korrigiert werden soll.
IMG_1830.JPGUnd das bekamen die Buchener deutlichst zu spüren: im Achterteam saßen vier eröffnungstheoretisch bestens vorbereitete Großmeister und vier Internationale Meister am Brett und das gesamte Team hatte einen ELO-Wertungsschnitt von sage und schreibe 2470, der in dieser Liga seither noch niemals präsentiert worden ist. Die Buchener traten auch mit zwei Großmeistern, zwei Internationalen Meistern und zwei FIDE-Meistern an und spielten riesenstark, jedoch war die deutliche  Kurstädter Überlegenheit nicht über acht Bretter hinweg zu zähmen.

Nach etwa drei Stunden Spielzeit hatten sich in ihren Partien Buchens ungarischer Spitzenmann  GM Jozsef Pinter (gegen GM Andreas Heimann mit ELO 2628),  an Brett 2 GM Mihajlo Stojanovic (gegen den griechischen GM  Stelios Halkias mit ELO 2608,  der bisher überhaupt noch nicht im Reserveteam Baden-Badens aufgetaucht war) und an Brett 4 IM Amadeus Eisenbeiser (gegen den französischen GM Jean-Noel Riff mit ELO 2461)  neutralisiert und die Partien endeten in ausgeglichenen Stellungen unentschieden, wobei GM Stojanovic und IM Eisenbeiser diese Leistung gar mit den schwarzen Steinen ablieferten.

In den übrigen  fünf Partien war in Richtung Gewinn oder Verlust mehr Dynamik drin und so hatte Buchens FM Arndt Miltner an Brett 7 nach der Eröffnung gegen IM Illya Mutschnik die aktivere Position, ehe der Gegner konterte und selbst angriff, wonach sich FM Miltner wieder sauber wehrte und ebenfalls das Remis verbuchte. Matthias Becker (an Brett 5 gegen den Fast-GM Lorenz  Drabke, der jahrelang als einer der hoffnungsvollsten deutschen  Talente galt) stand gedrückt und war in Gefahr,  zusammengeschoben zu werden, ehe er sich zu einem Verzweiflungsopfer entschied, auf das der Favorit nicht korrekt reagierte IMG_1831.JPGund der Großheubacher Matthias Becker mit einem weiteren Unentschieden entkam. An Brett 6 saß Buchens 13-jähriger Ex-Europajugendmeister FM Alex Krstulovic aus Budapest, der die ganze Routine von GM Roland Schmalz zu spüren bekam. FM Krstulovic platzierte  in seinem Aufbau nur einen Bauern auf dem falschen Feld und diese positionelle Ungenauigkeit nutzte der mehrfache Ex-Bullet-Weltmeister - das ist das affenschnelle Internet-Blitzschach mit einer Minute Bedenkzeit pro Spieler  - routiniert aus und gewann im Endspiel gnadenlos.

Beim Stande von 2,5:3,5 für den Gegner spielte an Brett 8 dann noch  Bernd Reinhardt (gegen Ketino Kachiani-Gersinska, die einen männlichen IM-Titel besitzt und im Sommer das internationale German Masters Turnier, das stärkste FullSizeRender.jpgDamenturnier auf deutschen Boden, gewonnen hatte) und er bekam die ganze Grausamkeit des Schachspiels zu spüren. Der Adelsheimer Reinhardt agierte   wieder wie immer  voll im Sinne der Mannschaft, hegte Buchener Hoffnungen  und wich Varianten mit Ausgleich aus, denn er musste gewinnen, um noch ein 4:4-Gesamtunentschieden zu schaffen. Dabei unterlief ihm ein Berechnungsfehler, der die immer aktiv geführte Partie noch wegwarf, da IM Kachiani-Gersinska nur wartete und den materiellen Vorteil einsammelte.

Schlielßich kämpfte IM Henryk Dobosz für Buchen an Brett 3 (gegen  den jungen französischen  Fast-GM Bilel Bellahcene - der Strasbourger hatte vor acht Jahren als Zwölfjähriger zwei Jahre lang beim SC BG Buchen gespielt, ehe er von Baden-Baden weggekauft worden ist) ebenfalls unentschieden. Doch muss hier gesagt werden, dass IM Bellahcene zwischendurch klar auf Gewinn stand, kurz vor der ersten Zeitkontrolle nochmals eine Gewinnvariante ausließ, ehe er nach starkem Spiel eine vollkommen ausgeglichene Schlussposition erarbeitet hatte, was den unter dem Strich gesehen verdienten Baden-Badener 5:3-Erfolg besiegelte.