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Am 4. Spieltag der badischen Oberliga landete der Schachclub BG Buchen beim SC Untergrombach nach einem weit  über sechs Stunden dauernden Wettkampf einen harterkämpften und letztendlich glücklichen 4,5:3,5-Erfolg

und liegt mit 8:0-Mannschaftspunkten hinter dem nicht aufstiegsberechtigten Tabellenführer OSG Baden-Baden III und dem haushohen Meisterschaftsfavoriten SC Ötigheim  mit der schlechteren Brettpunktwertung auf Rang drei. Zum viertplatzierten SC Viernheim II, den die Odenwälder im nächsten Heimkampf am 19. Januar erwarten werden, beträgt der Abstand ganze vier Zähler. Beide Teams waren angetreten, den Klassenerhalt möglichst früh zu sichern, zu bekannt war die Tatsache aus der vergangenen Saison, als die Buchener in der Vorschlussrunde bei den ebenfalls abstiegsgefährdeten Bruchsaler Vorstädtern gewinnen mussten, um überhaupt noch aus eigener Kraft die Liga zu halten. Insofern hatten die mit 3:3-Zählern ausgestatteten Gastgeber acht Titelträger aufgeboten (zwei Großmeister an den vorderen Brettern) und wollten unbedingt etwas Zählbares holen. Doch die Buchener zeigten wenig Respekt vor der aufgebotenen Acht und lieferten an fast allen Brettern einen Kampf  auf Biegen und Brechen, dessen Ausgang für die zahlreichen Zuschauer bis zum letzten Zug kaum vorhersehbar war.

Der sonntägliche Wettkampf sah nach etwa drei Stunden Spielzeit günstig für die Buchener aus, doch kippte diese Einschätzung zwischen der vierten und fünften Stunde und es sah danach  ziemlich hoffnungslos aus, ehe sich nach  fast sechs Stunden das Blatt wendete und die zwei Punkte etwas glücklich in den Odenwald mitgenommen werden konnten. Zunächst remisierte Buchens FM Arndt Miltner (an Brett 7 mit dem in den ersten drei Runden  dreifach  erfolgreichen FM Bernd Schneider). Aber dann flogen in den übrigen Partien die Fetzen und die Gegner sprangen sich richtiggehend an - v.a. an den drei Spitzenbrettern stockte mehrfach unter den Zuschauern der Atem. Als Erster setzte sich an Brett 8 Bernhard Greis durch. Er spielte erfolgreich eine wahre Glanzpartie wie aus einem Guss, indem er gegen FM Hans Wiechert positionell eine Figur opferte und die gegnerischen Figuren samt König unkoordiniert umherirren ließ. Dem ließ er nach materiellem Rückgewinn eine saubere Technik folgen. Am überzeugendsten war der Sieg von Buchens Neu-FM Matthias Becker an Brett 5, weil er FM  Jochen Kountz aus der Eröffnung überspielte. Auch Jürgen Kettner (an Brett 6 gegen den jahrzehntelangen badischen Spitzenspieler FM Thomas Raupp) hatte mit Schwarz eine Kampfstellung auf dem Brett, in der auf verschiedenen Seiten angegriffen wurde. Es lag für Kettner ein Opfer in der Luft, jedoch wählte er das etwas zu früh und der routinierte Gegner verteidigte sich souverän und strich den Anschlusstreffer ein. Es folgte der Ausgleich für die Gastgeber, als an Brett 2 IM Henryk Dobosz  gegen Großmeister Davor Rogic eine vier Stunden lang auf des Messers Schneide stehende Partie verlor, da der GM  weitergerechnet hatte. Es folgte ein nach großem Kampf errungenes Unentschieden von Buchens  GM Mihajlo Stojanovic am Spitzenbrett. Er hatte gegen den ukrainischen GM Yuri Solodovnichenko eine gedrückte Stellung, war in haarsträubender Zeitnot und lebte über zehn Züge lang nur noch von der 30 Sekunden-Zeitgutschrift, die man  pro Zug erhält. Als er nach großem Fight das Remis erreicht hatte, stand es 3:3 und nach über fünf Stunden Spielzeit erhoffte man sich in den beiden verbleibenden Partien im Kühnsten eigentlich nur noch maximal ein Mannschaftsunentschieden.

An Brett 3 spielte für die Odenwälder Gäste IM Amadeus Eisenbeiser gegen den badischen Meister FM Dr. Vladimir Podat, gegen den er beim Buchener Kurz-Open im September remisiert hatte. IM Eisenbeiser kam vorteilhaft aus der Eröffnung, ließ jedoch auch aktives Spiel zu, so dass der Ausgang der Partie wieder  offen war, v.a. auch deswegen weil er ebenfalls in höchster Zeitnot war - mehrfach zog er erst mit nur noch zwei Sekunden auf der Uhr. Und an Brett 4 stand IM Etienne Mensch schließlich  mit einem Minusbauern und einem schlechten Läufer da, so dass man hier von einer Niederlage ausgehen konnte.  Doch das Blatt wendete sich zugunsten der Buchener: IM Eisenbeiser blieb nervenstark und gab seine Dame für einen Turm und Springer, hatte aber dafür dynamisches Spiel. Der Gegner hätte gedanklich umschalten  und auf ein Unentschieden spielen sollen. Stattdessen positionierte IM Eisenbeiser seine Figuren meisterhaft effektiv und zwang seinen entnervten Gegner nach sechs Stunden  zur Aufgabe.  Schlussendliche wurde der wie ein Löwe kämpfende  IM Etienne Mensch  mit seinem Unentschieden zum Matchwinner für 4,5:3,5-Sieger SC BG Buchen, denn er spielte gegen FM Dr. Joachim Sieglen   in der positionell problematischen Position dermaßen  tricky und dynamisch, dass  am Ende sogar der Untergrombacher die Punkteteilung ansteuerte. Das war wohl in der Schlussphase etwas glücklich, doch über den Gesamtverlauf der Partie gesehen verdient, denn IM Mensch hatte  nach vier Stunden Spielzeit den sich in hoher Zeitnot befindlichen Gegner gerade so entschlüpfen lassen und war da sehr nahe am Punktgewinn.         

Auf der Homepage des Schachclubs Untergrombach findet sich ein sehr interessanter und ausführlicher Bericht mit vielen Bildern von IM Heinz Fuchs und Ralf Toth über das Oberligaspiel SC Untergrombach - SC BG Buchen vom 08. Dezember 2019: https://sc-untergrombach.de/  

    Das Bild zeigt den für Buchen spielenden Strasbourger IM Etienne Mensch, der mit seinem Unentschieden den knappen 4,5:3,5-Erfolg des SC BG Buchen am 4. Spieltag beim SC Untergrombach unter Dach und Fach brachte.

Foto Karlheinz Eisenbeiser