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Jussupow, A. (2569) - Shirov, A. (2710)

(Gibraltar Chess Festival (8), 31.01.12)

 

In dieser heiklen Stellung (nach 14.Se5xf7) fand Shirov am Zug die einzige Fortsetzung, nach der seine Position zu halten blieb:

 

14...Sc5!! Was für ein Zug! Nicht nur, dass seine Dame hängt, es drohen auch Abzugsschachs mit dem Springer, doch Schwarz opfert noch eine Figur. Dennoch steckt eine nachvollziehbare Logik dahinter: Die Dame soll nach d5 und damit die unangenehme Fesselung entlang der Diagonalen neutralisieren. Schauen wir uns die möglichen Fortsetzungen an:

 

 

 

15.Sxf6+! Jussupow behält den Überblick und damit einen kleinen Vorteil. Man konnte auch fehlgreifen:

A) 15.dxc5 Txf7 16.Lxg6 Dd5! Die Wirkung des 14. schwarzen Zuges wird erkenntlich. 17.Sxf7 Dxb3 18.axb3 Kxf7= Die Stellung ist etwa im Gleichgewicht, Turm und zwei Bauern für zwei Figuren sprechen keiner Seite einen erkennbaren Vorteil zu.

B) 15.Sxd8+? Sxb3 16.Sxf6+ Lxf6 17.axb3 c6! und der Springer kommt kaum wieder heraus.

 

Schwarz hätte übrigens nach dem platten 14...Txf7? schnell verloren: 15.Sxg5 Df8 16.Lxg6 Sb6 17.Lxf7+ Kh8 18.Tfe1+- Der schwache König bei gedrückter Stellung und dazu noch leichtes Materialdefizit (jetzt schon Turm und 3 Bauern für zwei Figuren) lassen die schwarze Stellung hoffnungslos erscheinen.

 

15...Lxf6 16.dxc5 Txf7 17.Lxg6 Df8 18.f4! Plant, die f-Linie zu öffnen und entscheidend den Turm ins Spiel zu bringen. Das muss man freilich verhindern: 18...g4

 

19.f5 (s. Diagramm rechts)

 

Nach einer Reihe von mehr oder minder forcierten Zügen hat sich Shirov zwar ein wenig Erleichterung verschafft, dennoch ist er dem weißen Würgegriff noch nicht ganz entkommen. Jetzt heißt es erstmal, sich fertig zu entwickeln und dabei möglichst Gegenspiel zu initiieren:

 

19...Ld7 20.Tf4 Lc6! Just in time, nach nun 21.Txg4? folgt 21...Dxc5+ 22.Kh1 Dd5! (wieder dieses Motiv) 23.Lxf7+ Kxf7 und der schwarze Materialvorteil ist nun angesichts des verpufften weißen Angriffs entscheidend, Schwarz steht deutlich besser.

 

Weiß vertauschte daher die Züge 21 und 22:

 

21.Kh1! Td8 Noch ein Entwicklungszug, Schwarz hat sich konsolidiert, so scheint es. 22.Txg4 Ld5 23.Dh3 Tg7 erzwungen. In der Analyse räumte Shirov später ein, dass er nicht an eine Zugwiederholung dachte und folglich mit seinem Monarchen Richtung Damenflügel zu wandern bereit war: 24.Lh7+ Kf7 24...Kh8 25.Lg6+ mit Dauerschach war für den Nachziehenden möglich. 25.Lg6+ Ke7 26.Da3! Hier bedauerte er nach eigenen Angaben seine eben gefällte Entscheidung allerdings schon wieder... Jussupows Uhr war dafür schon nahezu abgelaufen.

26...Kd7 27.Td1 Kc8 28.Dxa7 c6 29.Da8+ Kc7 30.Da5+ Kb8 31.Ta4 Die Stellung ist immer noch sehr kompliziert und man weiß nicht so richtig, wer hier eigentlich besser steht. 31...Le5 32.h3 Kc8 Shirov gab zu, dass er hier fast 32...Lc7?? gezogen hätte. Die Zeitnot macht scheinbar selbst solche Giganten mit über 2700 Elo zu nervösen und fehleranfälligen Spielern wie unsereins...

 

33.Te1?? Und während Shirov seinen Fehler gerade noch so abwenden konnte, tappt Artur Jussupow in die Falle und stellt in großer Zeitnot seine Stellung ein:

 

Schwarz am Zug gewinnt!

 

Mit dieser Aufgabe, nun nicht mehr ganz so schwierig wie zu Beginn, entlassen wir unsere Leser in die Woche. Shirov zeigte seine Klasse und löste auch diese Aufgabe souverän.

 

Mit welchem Schlag konnte er Weiß in kurzer Zeit zur Aufgabe zwingen?

 

Die Lösung kommt dann am Freitag, wenn es auch wieder die nächste Wochenendaufgabe gibt!