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Und hier nun die Auflösung der aktuellen Wochenendaufgabe:

 

Weiß am Zug gewinnt mit 1.Tg8+!

 

Schlecht ist 1.Tc8+?, weil dann nach 1...Lb8 im Vergleich zur Hauptvariante einfach ein Tempo fehlt, z.B. 2.Tg8 Dxf3+ und Schwarz bekommt Dauerschach.

 

1...Ka7 bleibt ja nix übrig 2.Tcc8! Lb8 Ein Räumungsopfer, Schwarz musste das drohende Matt abwehren. Außerdem droht jetzt ...Dxf3+.

Dagegen verliert 2...b6? sofort wegen 3.Tg7+ mit Matt. 3.Txb8 Dxf3+


 

 

 

 

 

 

 

Was nun? Es scheint, als rette sich Schwarz ins Dauerschach, denn auf jeden Königszug gibt es weitere Schachgebote.

 

Die Lösung dieses Problems liefert das berüchtigte „Mitrofanow-Opfer“

 

(s. großes Diagramm links, Stellung nach 3.Dxf3+)

 

4.Se3!!

 

Das zwingt die Dame auf das ungünstige Feld e3, von wo a

us sie nicht mehr nach d1 kann – Weiß flüchtet erfolgreich nach a4!

 

Derartige Verstellungsopfer sind in Studien häufiger anzutreffen. Am bekanntesten dürfte in dieser Hinsicht die sog. „Dg5-Studie“ aus dem Jahr 1967 von L.A. Mitrofanow (1932-1992) sein, deren Ende sich wie folgt abspielt:

 

Schwarz zog zuletzt 1...Dxh5+ (s. kleines Diagramm rechts) und es ist nicht zu sehen, wie man dem Dauerschach entkommen soll. Einem „deus ex machina“ gleich gewinnt Weiß dennoch, und zwar mit 2.Dg5!! Man sieht selten solch ein erstaunliches Damenopfer. Schwarz muss nehmen 2...Dxg5+ 3.Ka6 und nun gibt es kein Schachgebot mehr, während  4.b7# droht. Vernünftig verhindern lässt sich das nur mit 3...Lxa7, doch es geht weiter: 4.c7! droht Matt durch 5.c8D und 5.b7#. Schwarz kann schon nur noch seine recht überflüssige Dame zurückopfern: 4...Da5+ 5.Kxa5 Kb7, doch schließlich gelingt es dem Nachziehenden nach 6.bxa7 nicht, beide Bauern aufzuhalten – Weiß gewinnt!

 

 

Zurück zu unserem Problem:

 

Angesichts dieses Hintergrunds weiß man sicher den kompositorischen Wert des letzten weißen Zuges besser einzuordnen. Man beachte auch, wie der weiße Springer von e3 aus das Feld d1 deckt!

 

Nun, Schwarz bleibt nix anderes als 4...Dxe3+ und jetzt 5.Ka4. Der letzte Versuch, mit 5...b5+ noch etwas zu versuchen, wird einfach beantwortet mit: 6.cxb6+ e.p. Matt! Ein feiner Schlussakkord, ein Schachgebot wird mit einem En-Passant-Gegenschach beantwortet, was auch noch Matt setzt – sehr fein!