IMG_20170219_141639.jpgAm Freitag, 3. März 2017, jährt sich zum siebten Mal der Todestag von Edgar Geier, der in Buchen als Tischtennis- und Schachspieler bekannt war. Den Tischtennissport betrieb er mit großer Leidenschaft und Spaß regelmäßig beim BJC Buchen. Aber welche nationale  Größe Edgar Geier auf schachlichem Gebiet war, wissen viele Buchener nicht - und darum machte der bescheidene Edgar Geier auch nicht viel Aufsehen.

 

(zwei seiner Problemschach-Schmuckstücke finden sich im Artikel)

 

 

Dazu muss  man wissen, dass es im Schachsport das im Zentrum stehende Turnierschach gibt und das sogenannte Problemschach - hier werden interessante, knifflige und schwierige  Schachpositionen "komponiert", man spricht da auch von "Schach-Komponisten", um die Schönheit und unvorstellbare Wirkungskraft der einzelnen Schachfiguren zu demonstrieren. Für die Insider sind Turnier- und Problemschach mindestens  soweit auseinander, wie Skilanglauf und alpine Skirennen. Edgard Geier war in der Sparte Problemschach beheimatet und hier von etwa 1980 bis zu seinem Tod 2010 eine nationale Größe, und das im Bereich Komposition und Lösen von Schach-Problemen - hier gibt es richtige Wettbewerbe bis hin zu Welt-und Europameisterschaften. Edgar Geier spielte nie eine Schachpartie und war logischerweise auch nicht Mitglied im Schachclub BG Buchen oder dem SK Buchen/Walldürn.

Edgar Geier war nicht nur in den samstäglichen Schach-Ecken der lokalen Fränkischen Nachrichten und der Rhein-Neckar-Zeitung regelmäßiger und erfolgreicher Löser ("alle richtig gelöst" pro Jahr war selbstverständlich), er beteiligte sich auch an den sehr schweren Lösewettbewerben der großen Schach-Magazine Deutschlands und des nahen Auslandes. Hervorgehoben seien hier die bedeutendsten Schachzeitschriften Deutschlands, die traditionsreiche "Deutsche Schachzeitung" , die aus der DDR hervorgegangene monatliche Zeitschrift "Schach" und "Die Schwalbe", die sich ausschließlich mit Problemschach beschäftigt. Und nicht nur in diesen drei  Spezialmagazinen war Edgar Geier ab den 80er Jahren auch wieder regelmäßig unter den zehn bestplatzierten Lösern der Jahreswettbewerbe. Und das war knallharte und analytisch-wissenschaftliche Arbeit, v.a. noch in den Zeiten, als man ohne Computer-Programme auch im Problemschach arbeiten musste. Davon zeugen seine noch heute  existierenden akribischen Duplikats-Aufschriebe - und das per Hand  in gestochenster Schrift.

Und Edgar Geier war auch Problemschach-Komponist. So schuf er wohl an die 200 Probleme, die in den FN, der RNZ und den obengenannten Fachzeitschriften erschienen  und als sogenannte Widmungsaufgaben und sogenannte "Urdrucke" (z.B. zum runden Geburtstag  seines ebenfalls verstorbenen Schachfreundes Alexander Djatschenko aus Hettingen oder  überregionalen Schachturnieren, die etwa der Schachclub BG Buchen ausrichtete) veröffentlicht worden sind.  Viele dieser Probleme erhielten in wiederum hierfür vorgesehenen Wettbewerben Preise, wobei die Kommentare der Preisrichter lauteten: "astreine Komposition", "glasklare Logik", "beeindruckend konsequent und folgerichtig"  u.ä. Edgar Geier wurde epochenmäßig - auch das gibt es im Problemschach ähnlich wie in der Kunst -, zur Neudeutschen logischen Schule gezählt, die sich in erster Linie mit Mehrzügern (z. B. "Matt in fünf Zügen") und weniger mit Kurzzügern (z.B. "Matt in zwei Zügen") beschäftigt, was von vornherein weit schwieriger zu lösen und natürlich noch viel mehr zu komponieren ist.

Anbei zwei ausgewählte Schachprobleme, deren Bewältigung dem gewillten Leser/Löser obliegt. Das Hilfsmatt sollte keine allzu große Herausforderung darstellen, da die drei Lösungen sehr schön miteinander harmonieren. Der Achtzüger ist hingegen kniffliger: Die erste weiße Drohung kann von Schwarz mittels nur einer Zugfolge pariert werden. Von da an ergeben sich neue Möglichkeiten, da sich ein entscheidendes Detail der Stellung verändert hat...

 

Edgar Geier

Freie Presse (Chemnitz) 2001

 

 

#8

#8

Edgar Geier

Rhein-Neckar-Zeitung 1998

K. Schimpf zum 82. Geburtstag gewidmet

h#2

h#2     3.1;1.1

 

Ein Phänomen ist dabei außerdem,  dass Edgar Geier diese Schachfähigkeiten sich in fast unglaublicher Art und Weise autodidaktisch angeeignet hat. So sagt seine Witwe Angelika Geier, dass ihr Mann bei der Hochzeit 1966 überhaupt noch kein Schach gespielt  habe.

Am Rande sei noch eine amüsante Anekdote erwähnt: Nach dem donnerstäglichen Tischtennistraining sitzt Edgar Geier mit seinen Vereinskameraden am Stammtisch im "Löwen"  und wirkt versunken, abwesend und müde, worauf ihn die damalige Wirtin Gitty Geier anspricht: "Bisch scho müüd Edgar?" Der schreckt auf und erklärt seelenruhig, dass er gerade das Problem der vergangenen Samstags-Schachecke im Kopf ohne Ansicht des Brettes gelöst habe. Zur Bestätigung nannte er den vermeintlichen Zug, von dem sich alle Anwesenden acht Tage später in der Auflösung der Schach-Ecke überzeugen konnten.

Ein möglicherweise symbolischer Hinweis zum Todesdatum von Edgar Geier sei: er starb 64-jährig am 3. 3. 2010 um 3.03 Uhr.