Drucken
Schach in Coronazeiten: Situation des Schachclubs BG Buchen ist beispielhaft für andere Vereine / Derzeit nur Online-Turniere möglich / Interesse deutlich gestiegen

Auch wenn die Duelle am Brett wegfallen: Schach boomt. Das liegt auch an den digitalen Möglichkeiten. Trotzdem hofft der BGB-Schachclub, bald wieder normal spielen zu können.

Online können Schachspieler natürlich jederzeit ihrem Hobby nachgehen – in den Pandemie durchaus ein Vorteil. Mika Trunk (Bild), der schon im Alter von fünf Jahren das Spiel für sich entdeckte, gefallen die digitalen Blitzpartien. Karlheinz Eisenbeiser, Vorsitzender des Schachclubs BG Buchen, bevorzugt dagegen die „klassische“ Variante von Angesicht zu Angesicht.


Von Martin Bernhard
Buchen. Das Vereinsleben des Schachclubs BG Buchen ruht wegen der Corona-Maßnahmen seit Monaten. Denn das Spielen direkt am Brett ist verboten. Auch Spielabende in Gaststätten sind nicht möglich. Stattdessen weichen Schachspieler ins Internet aus und nehmen an Online- Turnieren teil.
Mit sechs Mannschaften nimmt der Schachclub BG Buchen normalerweise am Turnierbetrieb teil und zählt damit zu einem der größten Schachvereine in Baden-Württemberg. Wie Vorsitzender Karlheinz Eisenbeiser erläuterte, habe man die vergangene Saison nicht beenden können. Zwei Spieltage fehlten noch, die man in den nächsten Monaten nachholen will.
Doch der Lockdown führt andererseits auch dazu, dass das Schachspiel im Allgemeinen boomt. „Online kann man auf unzähligen unterschiedlichen Servern Schach zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Gegnern in der ganzen Welt mit den unterschiedlichsten Bedenkzeiten spielen“, erklärt Eisenbeiser. Spieler der Weltspitze wie Weltmeister Magnus Carlssen spielen bei attraktiven Turnieren mit hohen Preisgeldern. Diese werden im Internet übertragen und ausführlich kommentiert. Dadurch ist Schach nach Angaben von Eisenbeiser in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit gestiegen.


Serie auf Netflix
Für jede Spielstärke und damit auch für Amateure gebe es rund um die Uhr Angebote. Außerdem lief die Serie „Damengambit“ bei Netflix. Diese thematisiert den sozialen Aufstieg einer jungen Frau durch das Schachspielen (wir berichteten). Auch diese Verfilmung habe dazu beigetragen, dass bei den Schachhändlern momentan sehr häufig die Schachspiele ausverkauft seien, weil Lieferschwierigkeiten bestünden.
Karlheinz Eisenbeiser selbst spielt online kein Schach. „Das ist nicht meine Welt. Im Amateurbereich sind die Bedenkzeiten oft sehr minimalistisch“, stellte er fest. Die Bedenkzeiten betragen häufig drei Minuten; pro getätigten Zug erhält man zwei Sekunden extra. „Mir persönlich gefällt außerdem nicht, dass die Spieler anonymisiert spielen und du gegen Aliasnamen antrittst.“
Würde man die Bedenkzeit zum Beispiel auf 15 Minuten erhöhen, bestünde die Gefahr, dass Spieler Rechner verwendeten, um sich Züge vorhersagen zu lassen – das wäre dann Betrug.


Mit 17 Jahren ein „alter Haudegen“
Vereinsmitglied Mika Trunk hat dagegen mit diesen Rahmenbedingungen keine Probleme. Der 17-jährige Gymnasiast hat schon im Alter von fünf Jahren als Kindergartenkind mit dem Schachspielen angefangen. Er ist amtierender U18-Odenwaldmeister und spielt für die dritte Mannschaft des Schachclubs BG Buchen.
Er misst sich regelmäßig online mit Schachspielern weltweit, während des ersten Lockdowns ziemlich häufig, derzeit etwa einmal in der Woche. Ihm gefallen Blitzpartien mit drei Minuten pro Spieler. „Da ist mehr Action dabei“, sagte er.
Karlheinz Eisenbeiser rechnet nicht damit, dass sein Verein von dem Schachboom profitieren werde – ganz im Gegenteil. „Ich befürchte, dass wir – wenn es irgendwann einmal wieder weitergeht – nicht sofort wieder mit sechs Mannschaften an der Verbandsrunde teilnehmen können“, sagte er. Dennoch lasse man nichts unversucht, um an die Zeit von vor Corona anzuknüpfen.
So habe man mit Robin Pflüger die Stelle eines „Freiwilligenjahres Sport“ wieder besetzt. Bisher war Pflüger hauptsächlich an der Wimpina- Grundschule tätig und dem Verein damit eine große Stütze.
Der Schachclub BG Buchen betreute im vergangenen Schuljahr insgesamt 22 Schach-Arbeitsgemeinschaften (AG). Im laufenden Schuljahr waren bisher nur Arbeitsgemeinschaften innerhalb einer Jahrgangsstufe möglich, bis die Schulen wieder geschlossen wurden. Auch die beliebte „Volksbank Franken Schulschach Challenge“ musste im März 2020 abgebrochen werden. Eisenbeiser plant, das AGAngebot, unterteilt nach einzelnen Jahrgangsstufen, nach der Schulöffnung fortzusetzen – sofern dies die Landesregierung zulässt. Außerdem habe der Verbandstag des Badischen Schachverbands beschlossen, die noch unvollendete Saison 2019/ 20 zu beenden, zur Not auch erst im August. Eine Herausforderung dürfte es sein, ein geeignetes Hygienekonzept zu entwickeln. Denn bei den Partien sitzen sich die Spieler oft stundenlang gegenüber. Vor Kurzem ging in den Niederlanden bei den Profis ein Weltklasseturnier am Brett über die Bühne. Das macht Hoffnung, dass sich auch Amateure bald wieder gegenüber sitzen können.


Immer donnerstags im „Waldeck“
Außerdem muss der Schachclub BG Buchen auf die Wiederöffnung der Gaststätten hoffen, um Mannschaftskämpfe und Schachabende wieder abhalten zu können. „Wir freuen uns schon wieder darauf, am Donnerstagabend im ,Waldeck’ beim Schach-Treff unser Hobby am Brett ausüben zu können“, sagte Karlheinz Eisenbeiser.

 

Dieser Artikel erschien am 05. März 2021 in der Rhein-Neckar-Zeitung und am 11. März in den Fränkischen Nachrichten.